Effiziente Nutzung der Energie in Serverräumen dank USV-Anlagen
Cyber Resilience im Serverraum war nur eines der Themen, über die Stefanie Gutleder, EPS Electric Power Systems GmbH, und Ralf Enderlin, Technischer Bereichsleiter für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei Eaton Electric GmbH, im Interview sprachen. Neben der möglichen Gefahr eines Blackouts im Zuge der geplanten Energiewende in Europa ging es auch um die Zukunft der USV-Anlagen, deren Features und die Vorteile von Lithium-Ionen-Batterien.
Wir haben gerade ein schwieriges Corona-Jahr mit vielen Einschränkungen hinter uns. Wie schätzt du die Auswirkungen der Krise auf den Markt der unterbrechungsfreien Stromversorgung?
Business- und Servicegeschäfte laufen derzeit sehr gut, denn das Internet muss trotz Pandemie weiter funktionieren. Vor allem ist Service ein wichtiges Thema, denn es wird viel in Life-Cycle Replacement und Batterien investiert.
Inwiefern spielt das Thema Blackout dabei eine Rolle?
Es hat tatsächlich eine Auswirkung. Viele große Rechenzentren sind zwar auf ein Blackout vorbereitet, denn sie verfügen ohnehin über ausfallsichere A/B USV-Systeme und Dieselgeneratoren, aber die meisten Klein- bis Mittelbetriebe haben diese Doppelredundanz nicht zur Verfügung. Bei einem länger anhaltenden Stromausfall wie bei einem Blackout hätten sie keine Möglichkeit den Stromausfall für längere Zeit zu überbrücken. Es wird daher derzeit mehr in Sicherheit durch höher verfügbare A/B USV-Systeme und Redundanzen investiert.
Was denkst du, steht uns ein Blackout in Europa bevor?
Nicht flächendeckend, aber regional ist die Gefahr auch in Deutschland präsent. Wir beschäftigen uns zwar intensiv mit der Energiewende, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir die Stromversorgung so sichergestellt haben, dass der Ausstieg aus der Atomkraft und der Einstieg in erneuerbare Energien reibungslos funktionieren wird. Auch Frankfurt, die Rechenzentrumstadt per se in Deutschland, stößt an ihre Grenzen. Dabei ist diese Stadt ein Internetknotenpunkt, auch für Europa. Realistisch sind auch gezielte Cyberangriffe zum Beispiel auf die Stromversorgung kritischer Infrastrukturen denkbar.
In letzter Zeit häufen sich Fälle von Cyberkriminalität wie Hackerangriffen, Cybererpressung bzw. Diebstahl von Daten. Was empfiehlst du den Rechenzentrums (RZ) Betreibern?
Gerade RZ-Betreiber haben sich eine eigene Welt aufgebaut, um keine Zugriffe von außen zu erlauben. Auch unser Service vor Ort hat gewöhnlich für ihr Messequipment keinen Internetzugang im Serverraum des Kunden. Das Thema ist aber, dass man die Klimatisierung und die USV-Systeme immer mehr vorsorglich überdenken muss, damit kein Ausfall passiert. In vielen Fällen geht dies nur über Remote Monitoring. Hersteller müssen zukünftig die Möglichkeit haben auf ihre Systeme auch von Extern zugreifen zu können, um bei Tendenzen von Veränderungen und Warnungen außerhalb eines erlaubten Bereichs schnell reagieren zu können. Wenn man regelmäßig Updates auf den ausfallsicheren Systemen implementiert, wird man auch einen sicheren Zugriff erreichen.
Das bedeutet im Umkehrschluss auch mehr Verantwortung für die Hersteller und Service Anbieter.
Ja auf jeden Fall. Eaton hat sich durch die neue Gigabit Netzwerkkarte bereits mit dem Thema beschäftigt, so wie ihr von EPS das bei euren Service Kunden macht. Damit haben wir die Möglichkeit uns mit unseren Geräten mit dem System des Kunden zu verbinden und im Bedarfsfall einzugreifen, ohne dass sich der Kunde einer Gefahr aussetzt.
Du sprichst hier vom Managed Service.
Ja, es ist vom Managed Service die Rede: Der Hersteller kümmert sich um die Sicherheit des USV-Systems, und der Kunde kann sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Daraus entsteht eine Win-Win Situation für alle Seiten.
Vielfach ist von Lithium-Ionen-Batterien die Rede, Eaton hat gerade eine neue USV-Anlage mit dieser Batterie auf den Markt gebracht. Was können Lithium-Ionen-Batterien besser? Welche Rolle spielen sie bei USV-Anlagen?
Die Lithium-Ionen-Batterie ist heute in der Automobilbranche bereits weit verbreitet. Der Vorteil ist, dass sie nicht so viel Platz benötigt und auch weniger Gewicht hat. Ihre sehr gute Energiedichte lässt auch mehr Ladezyklen zu als bei einer herkömmlichen Bleibatterie. Zukünftig können USV-Anlagen im Fehlerfall nicht nur Strom liefern, sondern selbst an der Energieversorgung teilnehmen. Große Batteriesysteme, welche in Rechenzentren stehen, werden mehr Nutzung finden, um beispielsweise am Peak Shaving teilzunehmen, d.h. Lastspitzen auszugleichen. Lithium-Ion-Batteriesysteme sind aber auch nicht zu unterschätzen; man muss sie beherrschen. Sollte es zum Brand kommen, kann diese Batterie nicht einfach gelöscht werden, sondern es benötigt sehr viel Wasser um das System zu kühlen. Deshalb verfügen Lithium-Ionen-Batterien über ein eigenes Batteriemanagementsystem (BMS), welches die Ladung und die Entladung bei Bedarf selbst steuert.
Wie sieht es mit dem Service aus? Kann der Betreiber selbst servicieren?
Bei einer Lithium-Ionen-Batterie serviciert das BMS selbst. Natürlich kann man eigene Techniker dafür ausbilden, oder man arbeitet mit den Herstellern zusammen, die ihr eigenes BMS genau kennen und auch Erfahrung haben.
Neben neuen USV-Modellen und Batterietechnologien entwickelt sich auch der Monitoring Bereich stetig weiter. Welche Neuerungen erwarten uns in naher Zukunft?
Wir monitoren mit der USV Software nicht nur, sondern wir steuern auch, d.h. wir sind bereits in der virtuellen Welt integriert. Wir überprüfen von der Ferne die Stromqualität im Rechenzentrum, oder auch die Umgebungsbedingungen wie z.B. Temperatur und können im Bedarfsfall heute schon eingreifen. Im Monitoring Bereich wird zukünftig noch viel passieren. Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass in diesem Bereich Bedarf an Fernüberwachung besteht. Natürlich müssen die Kunden dafür noch offener werden. Allein aus der Sicht des Datenschutzes, der Systemsicherheit, und auch der Zugriffsrechte kommen viele Aufgaben auf uns Hersteller zu. Wir wollen unseren Kunden bzw. den IT-Leitern sichere Systeme gewährleisten und Zugriffe durch Hacker gar nicht erst ermöglichen.
Ralf, vielen Dank für deine Zeit und das Interview!